Die Versicherungsbranche steckt mitten im digitalen Wandel. Im Fokus stehen auch hier die digitale Transformation von Wertschöpfungsketten sowie die Operationalisierung der Digitalisierungsstrategie. Die Branche gewinnt durch den Umbruch immer mehr an Attraktivität für Startups und Investoren. Das zeigt vor allem die jüngste Finanzierungsrunde des deutschen Versicherungs-Startups Wefox Anfang März 2019. Mit über 110 Millionen Euro sammelte das InsurTech, wie sich die Versicherungs-Startups nennen, die bislang größte Summe in der deutschen InsurTech-Szene ein. Parallelen zu FinTechs aus dem Bankensektor sind offensichtlich. Die steigende Anzahl neuer InsurTechs zeigt deutlich, dass die bislang als langweilig geltende Versicherungsbranche angegriffen wird und auch etablierte Versicherer umdenken müssen. Aktuell können wir erste Versuche zur Gegenwehr beobachten. Beispielsweise nutzt die genossenschaftliche Versicherung R+V die Technologie von dem InsurTech Clark, um sich mit ihrem eigens entwickelten Produkt „Wilhelm“ im Online-Maklergeschäft zu behaupten. Geänderte Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden fordern neue Versicherungslösungen und einen kundenorientierten Ansatz, um im digitalen Zeitalter wettbewerbsfähig zu sein und zu bleiben. Und auch die operativen Kosten sind ein entscheidender Faktor, um weiterhin konkurrenzfähig zu sein. Verpasst ein Unternehmen den rechtzeitigen Einstieg in die Digitalisierung, dann verliert es nicht nur zufriedene Kunden, sondern verschwindet am Ende ganz vom Markt.
syracom hat Anfang 2019 eine Studie des deutschen InsurTech-Marktes durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass InsurTechs als Eintritt in den Versicherungsmarkt vor allem das Maklergeschäft nutzen. Dieses macht fast die Hälfte aller Startups aus. Aber auch innovative Produkte zur Schadensregulierung oder situativen Versicherung werden vermehrt angeboten. InsurTechs, die als Risikoträger, d.h. als Versicherer mit einer BaFin-Lizenz auftreten, sind momentan weniger zu finden. Da Versicherungsprodukte auf Daten basieren, bringen neue Technologien gerade in dieser Branche ein großes Innovationspotenzial mit sich. Das Vernetzen von Alltagsgegenständen mittels Sensorik („Internet of Things“), Apps wie Fitnesstracker oder die wachsende Bereitschaft eigene Daten zu teilen, liefern Versicherern eine Unmenge an unstrukturierten Daten. Um diese zu strukturieren, benötigt es Big Data Systeme und das Finden von Mustern, die mit Risiko korrelieren. Letzteres lässt sich durch maschinelles Lernen automatisieren. Künstliche Intelligenz, Blockchain und Robotik sind weitere Technologien die bei InsurTechs zum Einsatz kommen.
Neben der Entwicklung innovativer oder gar disruptiver Technologien möchten InsurTechs natürlich auch ihre Services und Produkte den Kunden zur Verfügung stellen und monetarisieren. Noch stehen Kundenservice und Transparenz im Vordergrund. Die Szene wächst jedoch immer weiter, das Angebot wird größer und nimmt Stück für Stück weitere Teile der Versicherungswertschöpfungskette ein. Diese Entwicklung zeigt eindeutig, dass InsurTechs mehr als nur eine kurzzeitige Modeerscheinung sind. Häufig fehlt den InsurTechs - als noch junge Unternehmen - die notwendige Akzeptanz und das Vertrauen durch die Kunden. Das erschwert den Unternehmensaufbau vor allem in eher konservativen Branchen. Dahingegen fehlt es den großen, etablierten Unternehmen meist an Innovationskraft. Neben hohem Kundenvertrauen bringen sie außerdem einen großen Kundenstamm mit. Konfrontation bringt meines Erachtens keinem der beiden Parteien etwas. Kollaboration ist hier das Schlüsselwort. Schließlich ergänzen sich die beiden Parteien perfekt: Etablierte Versicherer bringen Kunden, Wissen und nötiges Kapital für Investitionen und regulatorische Anforderungen, InsurTechs hingegen – die Agilität und Mentalität für einen Umbruch der Branche. Gemeinsam können Etablierte und Startups den Wandel der Branche bewältigen. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit steht meiner Meinung nach der nicht-monetären Ressourcenaustausch im Vordergrund. Nur so werden Versicherer in der Lage sein, ihre eigenen Geschäftsmodelle zu überdenken und auf die Bedürfnisse ihrer Kunden auszurichten. Andere Branchen haben gezeigt, dass Kunden nicht nur zunehmend ihre Produkte online kaufen, sondern primär auch digitale Plattformen bei Produkt- oder Servicewünschen aufsuchen. Neben der Modernisierung der Prozesse und der Aktualisierung des Produktportfolios, braucht es ein funktionierendes digitales Ökosystem, um nicht zum austauschbaren Anbieter auf Plattformen anderer zu werden. Erst das Ökosystem bietet dem Kunden einen echten Mehrwert.
Höchste Priorität hat dabei die zuverlässige und zügige Anbindung neuer Services in die Infrastruktur großer und mittelständischer Unternehmen. Genau hier setzt die syracom an und unterstützt bei der Integration der Technologien und der Operationalisierung der Digitalisierungsstrategie. Gerne diskutieren wir mit Ihnen Ihre Ansätze und Ideen. Auch auf Ihre Rückmeldungen und Fragen freuen wir uns.
Philipp Kramer ist gelernter Bankkaufmann und Wirtschaftswissenschaftler. Er verfügt über mehrhjährige Berufserfahrungen im Bereich Banken und Versicherungen. Seit 2017 ist er bei syracom als Consultant im Geschäftsfeld Banking tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der Beratung von Banken im Bereich Retail Banking und der Vertriebssteuerung. Zu seinen bisherigen Projekten zählen der Aufbau einer Plattform zur Vertriebsplanung des Retailwertpapiergeschäfts von Regionalbanken sowie die Weitereinwicklung eines Reportingsystems zum Vertriebscontrollings.
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