War im März zu Besuch auf der ReConf2016, der - nach eigenen Angaben - größten Requirements Konferenz im deutschsprachigen Raum.
Eines der zentralen Themen war MBSE (Model-based Systems Engineering). Das bedeutet vor allem 1. die Ablösung bisheriger vorwiegend textbasierter Spezifikationen von Hard- und Software durch Modelle (z.B. auf Basis von SysML, einem UML Derivat) 2. das Modell (und nicht mehr das Dokument) als zentrales Artefekt der Entwicklung.
Diesbezüglich scheint die Requirements Community allerdings noch in 2 Welten zu leben:
Da war einerseits der CIO von Mercedes Benz Cars, Herr Dr. Haasis, der sich in seiner Keynote sehr deutlich zu MBSE committete und seine Vision eines durchgängig modellbasierten Automobilentwicklungsprozesses vorstellte. Dort scheint Daimler noch weit am Anfang eines langfristig ausgelegten (10 Jahre) Veränderungsprozesses zu stehen.
Da waren andererseits einige weitere Vortäge die sich mit dem Handling inherenter Komplexität beschäftigten, jedoch m.E. über einige niedlich Sortieransätze nicht hinauskamen. Problemstellungen die nach Modellierung schreien - also Modelle nicht als hübsche Bildlein, sondern als Instrumente zum Beherrschen von Komplexität. Leider bekam man auf Nachfrage wenig ermutigende Antworten, wie: "Ja, Modellieren ist eigentlich gut, aber, wissen Sie, Akzeptanz bei den Ingenieuren ..."
Modellierung als kulturelles Problem, ja, das hatte auch Herr Haasis angesprochen. Er scheint da etwas optimistischer zu sein. Wenn er als CIO ja auch dahinter steht, ist wenigstens schon mal eine der notwendigen Bedingungen für einen erfolgreichen Kulturwandel erfüllt. Also dann wünschen wir ihm mal das beste, schließlich kommt Unternehmen wie Daimler ja auch eine gewisse Leuchtturmfunktion zu, so dass MBSE auf der ReConf 2026 (?) der Normalfall sein wird.
Agenda ReConf2016:https://www.hood-group.com/reconf/archiv/reconf-2016/agenda/
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