„We’re talking about payments, customers care about shopping” (Ranjit Sarai, President’s Choice Financial). Dieses Zitat spiegelt die aktuelle Ausrichtung der Innovationen im B2C-Zahlungsverkehr wider. Alles dreht sich um eine möglichst reibungslose Customer Journey.
Bezahlen soll einfach, bequem, schnell und sicher sein – am besten unsichtbar. Darum geht es dem Kunden, nicht welche Technologie oder welches Verfahren hinter der Zahlung steht.
Die letzten Jahre haben gezeigt – nicht zuletzt vorangetrieben durch die Corona-Pandemie: Die Nutzung von Bargeld nimmt ab. Folglich werden andere Formen wie Kartenzahlungen, Zahlungen mit dem Smartphone oder der Smartwatch sowie das Bezahlen mit PayPal immer beliebter.
Vor allem bei den Mobile Payments lohnt sich eine nähere Betrachtung: Während 2019 nur 6 Prozent der Deutschen diese Art der Zahlung nutzten, sind es mittlerweile schon 16 Prozent.
Dabei schaffen Innovationen Rahmenbedingungen für neue Lösungen für ein schnelleres, reibungsloseres Kundenerlebnis bei Bezahlvorgängen.
So etwa die NFC-Technologie, über die sowohl Kartenzahlungen als auch Mobile Payments mit dem Smartphone oder einem anderen Wearable initiiert werden können. Will der Kunde mit einem Mobile Device zahlen, kann er dafür entweder eine Wallet-App (z. B. Apple Pay), die Mobile Payment App seiner Bank oder falls vorhanden eine digitalisierte, bezahlfähige Kundenkarte des jeweiligen Händlers nutzen.
Ebenfalls auf dem Vormarsch: Die Bezahlung über QR-Codes. Will ein Händler diese Bezahlvariante anbieten, kann er dies auf unterschiedliche Arten implementieren: Entweder scannt er den vom Kunden in seiner App generierten QR-Code oder der Kunde scannt den QR-Code des Händlers. Dieser kann entweder statisch oder dynamisch sein. Bei einem statischen QR-Code muss der Kunde noch den zu zahlenden Betrag auf seinem Smartphone eingeben, ein dynamischer QR-Code dagegen ist speziell für die spezifische Transaktion generiert und enthält den jeweiligen Zahlungsbetrag.
Biometrices hingegen – die Authentifizierung des Kunden beim Bezahlen durch Gesichtserkennung und/oder den Scan der Hand – wird in Europa nur vereinzelt eingesetzt. Ein Vorreiter ist z. B. das FinTech Peasy Pay, welches bereits erste Shops in Ungarn mit dieser Technologie ausgestattet hat. Eine einmalige Registrierung ist dafür ausreichend. Vergleichbare Verfahren wurden z. B. in China bereits durch Alibaba und Tencent etabliert.
In Deutschland ist dies allerdings aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht realisierbar.
Invisible Payments sind mittlerweile nicht mehr reine Theorie, sondern bereits vereinzelt in Geschäftsmodellen integriert.
Ein Paradebeispiel, das häufig in der Diskussion um unsichtbare Zahlungen genannt wird, ist Uber. Hier muss der Kunde seine Fahrt nicht aktiv bezahlen, sondern der in der App hinterlegte Account wird nach Fahrtende automatisch mit dem zu zahlenden Betrag belastet.
Auch Amazon zählt mit seinen Amazon Go Filialen zu den ersten Anbietern von unsichtbaren Zahlungsvorgängen. In diesen Shops checken die Kunden beim Betreten des Ladens über das Scannen eines QR-Codes in der Amazon Go App ein, können anschließend ihre gewünschte Ware einkaufen und ohne an einer Kasse zu bezahlen, auschecken. Sowohl das Scannen der gewählten Produkte, welches automatisch über Kameras und Sensoren an den Regalen erfolgt, als auch der Check-out via Gesichtserkennung laufen unsichtbar im Hintergrund ab. Dieses Kundenerlebnis wird durch IoT und KI ermöglicht.
Neben technologischen Innnovationen zur Authentifizierung oder Zahlungsauslösung ist die Zahlungsoption Buy Now Pay Later (BNPL) ein viel diskutiertes Thema. Auch wenn der Rechnungskauf und die Ratenzahlung in Deutschland schon lange etablierte Verfahren sind, ist ein steigender Trend zum späteren Bezahlen erkennbar.
Gerade für Personengruppen, die keine Kreditkarte besitzen oder eine geringe Kreditwürdigkeit aufweisen, stellt BNPL einen einfachen und schnellen Zugang zu Krediten dar.
Fest steht für mich: Auch wenn die steigende Anzahl der kontaktlosen Transaktionen Bargeld in der nahen Zukunft nicht vollständig verdrängen wird, ist ein Wandel im B2C-Zahlungsverkehr klar erkennbar.
Für uns als Business- und IT-Beratungshaus ist es wichtig, unsere Kunden aus dem Finanzsektor bei diesem Wandel zu unterstützen und neue Wege für innovative Geschäftsmodelle aufzuzeigen.
Im Hintergrund dieser Innovationen und Trends laufen meist bekannte Zahlungsprozesse, wie Kreditkartentransaktionen oder Lastschriften. Bezogen auf den Zahlungsverarbeitungsprozess in der Bank ändert sich damit nicht viel. Doch wir beobachten, dass Banken immer weiter ans Ende des Zahlungsprozesses gedrängt werden und oft lediglich die Transaktionen abwickeln.
Banken stehen damit vor der Frage, wie sie auf diese Entwicklung reagieren sollen. Ein Nichtstun würde wohl dazu führen, dass sie nur noch als Zahlungsabwickler fungieren und die Kundenschnittstelle gänzlich verlieren. Dazu sind die BigTechs dieser Welt finanziell bereits heute in der Lage die Zahlungsabwicklung autonom aufzubauen.
In einer Zeit, wo Banken nach margenträchtigen Geschäftsmodellen für die Zukunft suchen, ist meiner Meinung nach eine klare Positionierung zu neuen Technologien umso wichtiger. Die Handlungsoptionen erstrecken sich von der Entwicklung eigener Produkte über verschiedene Formen der Kooperation mit FinTechs oder anderen Marktteilnehmern bis hin zum Rückzug aus diesem Geschäftsfeld.
Philipp Kramer ist seit 2017 bei syracom. Der Leading Consultant mit dem Schwerpunkt auf Beratung von Banken, verantwortet bei syracom den Themenbereich Zahlungsverkehr und Treasury. Gepaart mit Methodenkompetenz setzt er mit seiner pragmatischen Projektherangehensweise und seinem Branchenverständnis wertvolle Impulse bei seinen Kunden.
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