Am 21. November 2017 bestätigte EBA CLEARING den erfolgreichen Start ihrer Instant Payment Plattform RT1. Gemäß Mitteilung nahmen zum Start eine Gruppe von 17 Banken aus 8 europäischen Ländern den Betrieb auf. Der Start der Plattform stellt einen weiteren Meilenstein im Rahmen der Einführung von Instant Payment Lösungen dar.
Am 21. Juni 2017 genehmigte der EZB-Rat den Start der Entwicklung eines gesamteuropäischen Abwicklungssystems für Zahlungen in Echtzeit, das „Target Instant Payment Settlement“ (TIPS). Das Ziel des TIPS-Projekts ist die Bereitstellung eines Abwicklungssystems, welches sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen Geldtransfers in Echtzeit ermöglicht. Verfügbar in Gesamteuropa, jeden Tag und rund um die Uhr. Gleichzeitig gab die EZB auch den Abwicklungspreis bekannt: EUR 0,0020 (0,20 Eurocent) pro Zahlung. Der geplante GO-LIVE ist November 2018.
Neben RT1 der EBA CLEARING wird dann ein zweites System für die Durchführung von Instant Payments vorliegen. Beide sind für den gesamten Euroraum konzipiert, aber in Ermangelung von Interoperabilität erreicht man nur die Teilnehmer im jeweiligen System.
Für eine größtmögliche Erreichbarkeit werden beide Systeme benötigt werden. Die Banken, die sich bereits in RT1 eingeschrieben haben, können eben nicht alle anderen Banken zu diesem Zeitpunkt bei EBA CLEARING erreichen.
Zusätzlich werden Lösungen von equensWorldline (konzipiert für den gesamten Euroraum) und STET (primär für französische und belgische Teilnehmer) am Markt etabliert. Diese sind nach EACHA Regeln interoperabel.
In enger Zusammenarbeit mit dem Markt wurden die Anforderungen an TIPS definiert. Die zusammengetragenen Nutzeranforderungen an die Plattform wurden im Rahmen einer öffentlichen Konsultation dem Markt vorgestellt, an welcher sich dieser rege beteiligte. Auch eine Konsultation zum geschätzten Marktbedarf an der Lösung zeigte ein großes Marktinteresse. In seiner Sitzung vom 21. Juni 2017 hat der EZB-Rat die Realisierung des Services beschlossen.
Die Zeitplanung des EZB-Rats sieht im Rahmen der Einführung von TIPS folgende Meilensteine vor:
Bei allen Lösungen besteht die Herausforderung, für die Zeiten an Wochenenden oder Feiertagen die nötige Liquidität zur Verfügung zu stellen – Transaktionen in den Lösungen können nur aus vorhandener Liquidität bedient werden. Daher wird jede Bank, die mehrere Lösungsangebote nutzt, auch je Lösung ein Pre-Funding für das Wochenende machen müssen. Verschiebungen von Liquidität am Wochenende zwischen den Systemen ist nicht möglich.
Eine weitere Herausforderung für die Banken wird es die Zahlungen, die bislang typischerweise im Rahmen einer Batchverarbeitung verarbeitet wurden (z.B. SEPA Überweisungen), nun innerhalb weniger Sekunden zu verarbeiten. Und das mit allen dazu erforderlichen Schritten von in Echtzeit. Dazu müssen alle Prozesse noch einmal auf den Prüfstand, und die IT muss den neuen Anforderungen gerecht werden.
Systeme müssen rund um die Uhr verfügbar sein und überwacht werden. Gleichzeitig müssen gesetzliche Vorgaben eingehalten und das Risiko- und Liquiditätsmanagement angepasst werden.
Fragen, welche Valuta für eine beispielsweise am Sonntag initiierte Zahlung für die Gutschrift zu verwenden ist oder der Umgang mit Embargo-Prüfungen auf Empfängerseite sind derzeit offen. Eine Marktpraxis hierzu hat sich noch nicht herauskristallisiert. Hier besteht noch Klärungsbedarf. Es laufen hierzu Gespräche mit EZB, EPC und EU Commission. Für die Banken sicherlich ein unbefriedigender Zustand.
Klar ist im Moment aber eines: Banken, die ihren Kunden Instant Payments anbieten möchten, müssen sich kurzfristig überlegen, ob sie 'RT1', TIPS, equensWorldline oder STET – oder aber mehrere Lösungen nutzen möchten.
Den gewaltigen Herausforderungen stehen aber auch große Möglichkeiten gegenüber. Jene Banken bzw. Kreditinstitute, die schnell reagieren und gute Lösungen bereitstellen, werden den Markt für sich gewinnen.
Auch in einem weiteren Punkt herrscht unter Branchen-Experten Einigkeit: Instant Payments wird in den kommenden Jahren den Zahlungsverkehrsmarkt verändern, wenn nicht sogar verschiedene Zahlungsinstrumente (zumindest teilweise) ablösen.
Für die Banken stellt sich daher nicht die Frage ob, sondern nur wann und wie sie ihren Kunden Instant-Payments-Produkte anbieten.
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